In der Geschichte der Handelshochschule Leipzig lassen sich sieben verschiedene Hochschul-"Wappen" nachweisen, die sich inhaltlich bzw. gestalterisch jeweils aufeinander beziehen. In den ersten Jahren nach 1898 ist auf dem dienstlichen Schriftgut der Hochschule bzw. auf den gedruckten Materialien kein solches Zeichen vorhanden. Erst ab etwa 1900 ist ein erstes Signet, eine Eule - als Verkörperung der Weisheit - auf einem Buch sitzend und einen Merkurstab haltend, nachweisbar. In den Vorlesungsverzeichnissen, die etwa ab 1912 semesterweise in Gestalt eines Heftes im Format A5 erschienen sind, erscheint es jedoch zunächst nicht. Erst ab 1922 ist es darin enthalten. Es wurde dementsprechend zunächst offensichtlich nicht als Hochschulsignet im umfassenden Sinne, sondern lediglich als Zeichen der vom Studiendirektor stammenden Schriftstücke, verwendet.

Anfang der Zwanziger Jahre begann eine Reihe von Veränderungen in der Hochschulverwaltung zu greifen, die schließlich in einer neuen Verfassung der Handelshochschule und einem neuen Ordnungswerk ihren Höhepunkt finden. Ab 1923 leitet nicht mehr ein Studiendirektor, sondern ein Rektor die Handelshochschule Leipzig. In diesem Zusammenhang wird auch ein neues Signet der Hochschule eingeführt, daß seinen Niederschlag ebenso auf der etwa gleichzeitig geschaffenen Amtskette des Rektors wie auf allen offiziell von der Handelshochschule herausgegeben Dokumenten findet. Und auch auf der zum 25jährigen Hochschuljubiläum 1923 von der Gesellschaft der Freunde der Handelshochschule Leipzig gestifteten Ehrenbürgerkette findet sich das Muster wieder. Es handelt sich bei diesem neuen Signet um eine leicht stilisierte Wiedergabe des "Bildnis des Kaufmanns Georg Gisze" von Hans Holbein dem Jüngeren aus dem Jahre 1532. Dieses zweite Signet ist ab 1923 auf allen offiziellen Materialien der Handelshochschule zu finden und wurde von der Handelshochschule Leipzig zunächst bis zum Juli 1945 genutzt.

Ab 1928 taucht, vor allem auf der ersten Umschlagseite der Vorlesungsverzeichnisse, eine weitere stark stilisierte Form des Kaufmannsbildnisses von Holbein d. J. auf. Allerdings ist dieses dritte Signet bislang nur auf jenen Vorlesungsverzeichnissen nachweisbar, in denen zugleich das zweite Signet weiterhin Verwendung findet. Heute wird es von der Interessengemeinschaft Geschichte der Handelshochschule Leipzig genutzt.

Noch im Juli 1945 nahm die Handelshochschule Leipzig offenbar im Zusammenhang mit ihrer bevorstehenden Eingliederung in die Universität Leipzig den Namen "Hochschule für Wirtschaftswissenschaftlichen" an, den sie - jedoch gewissermaßen als Untertitel - bereits seit 1923 getragen hatte. Damit im Zusammenhang wurde ein neues - das nunmehr vierte - Signet geschaffen, daß dieser Veränderung Rechnung tragen sollte. Angesichts der Schwierigkeiten der Nachkriegszeit wurde jedoch lediglich ein Stempel mit dem neuen Signet angefertigt. Neue Briefbögen wurden in Anbetracht der für den 5. Februar 1946 vorbereiteten Angliederung der Handelshochschule an die Universität Leipzig nicht gedruckt.

Die "Hochschule für Binnenhandel" (1953 bis 1963) verfügte über kein Signet, und auch die 1969 neugegründete Handelshochschule verfügte in den ersten 10 Jahren ihrer Existenz über kein solches Zeichen. Anläßlich ihres 10. Jubiläums im Jahre 1979 wurde ein Wettbewerb um den besten Vorschlag für ein neues Signet der Handelshochschule Leipzig ausgeschrieben, aus dem schließlich das fünfte Signet der Hochschule - das "doppelte H" - hervorging.



Im Sommer 1990 unterbreitete die Interessengemeinschaft "Geschichte der Handelshochschule Leipzig" den Vorschlag, im Sinne des Anknüpfens an die Traditionen der ersten deutschen Handelshochschule ein neues Signet einzuführen. Das bis dahin verwendete "doppelte H" sollte mit dem Signet von 1923 verbunden werden. Dieser Vorschlag wurde mit dem Jahr 1991 als sechstes Signet schließlich auch umgesetzt.

 

 

Nach Auflösung der staatlichen Handelshochschule zum 30.09.1992 im Zuge der politischen und gesellschaftlichen Veränderungen verwendete die zum 01.10.1992 gegründete "Handelshochschule Leipzig gemeinnützige GmbH" das zweite Signet der Handelshochschule aus dem Jahre 1923 weiter. Im Frühsommer 1994 vergab die Handelshochschule Leipzig an die Kunsthochschule Köln den Auftrag, anläßlich der bevorstehenden staatlichen Anerkennung der Handelshochschule ein neues - das nunmehr siebente - Signet, das an den bisherigen Formen anknüpft, zugleich aber auch Neues beinhaltet, zu gestalten.

In moderner, stilisierter Form wurde auf das "klassische" zweite Signet aus dem Jahre 1923 - auf das Bildnis des Kaufmann Gisze - zurückgegriffen. Neben dieses Zeichen waren nunmehr aber in ebenso stilisierter Form die Buchstaben HHL - für Handelshochschule Leipzig stehend - angeordnet. Erstmals mit dem neuen Signet wurde eine farbige Gestaltung gewählt: das Zeichen war in einem grauem Farbton gehalten, während die Schrift blau gestaltet wurde.


Dieses neue Signet fand jedoch nur sehr kurze Zeit Anwendung: die Mitglieder des Kuratoriums waren der Auffassung, daß dem Ziel der Handelshochschule Leipzig gemäß - anknüpfend an die Traditionen der ersten deutschen Handelshochschule - die Verwendung deren Signet geradezu eine Verpflichtung darstellt. Aus diesem Grunde verwendet die neue Handelshochschule Leipzig seit ihrer staatlichen Anerkennung im August 1994 das traditionsreiche zweite Signet, wie es auf der Ehrenbürgerkette der Hochschule erstmals im Jahr 1923 Verwendung fand.

 

Seit März 1999 ist das nunmehr achte Signet der Handelshochschule Leipzig in Gebrauch. Eine Hamburger Werbeagentur gestaltete ein neues Layout, das die Buchstabenfolge HHL des siebenten Signets wiederum aufgreift. Unter die stilisierte Buchstabenfolge HHL - weiße Schrift auf blauem Grund -wurde der englische Name der Hochschule gesetzt. Die dem Kurznamen angefügten drei Punkte sollen vielleicht verdeutlichen, daß die Hochschule mit ihrer großen Tradition mit nur einem Wort nicht zu erklären ist ...



Selbstverständlichen ist der Kaufmann Gisze nicht vergessen: als Wasserzeichen ist er auf den Briefbögen weiterhin präsent.

 

Dr. Wolfram Fiedler